Sonntag, 2. Februar 2014

Mit neuen Augen

Sowjetische Architektur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird in diesen Jahren neu bewertet. Eines der schönsten Beispiele befindet sich am Sewansee in Armenien

Von Stefan Kehrberg und Jens Malling
Mehrere Jahrzehnte Kalter-Krieg-Stimmung und der darauf folgende marktwirtschaftliche Siegesrausch trugen im Westen lange dazu bei, Vorurteile und Stereotype über die sowjetische Architektur zu festigen. Gängige Klischees waren »langweilig«, »eintönig« und »grau«. Lange bestand keine Interesse, sich damit zu beschäftigen. Reiseführer beschreiben diese Gebäude aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert immer noch als etwas, das den Touristen das Sichtfeld verdirbt, bevor sie das richtig Interessante erreichen, wie zum Beispiel uralte Kirchen und goldene Turmspitzen.

Gerade ein Kloster ist auch der Grund, warum die meisten Touristen den Sewansee – 60 Kilometer außerhalb von Armeniens Hauptstadt Jerewan – besuchen. Es heißt Sewanawank, wurde im Jahre 874 gebaut und thront hoch über dem Wasserspiegel auf einer Felsenhalbinsel. Aber nur ein wenig weiter unten auf einer Klippe wird eine völlig andere Struktur sichtbar. Länglich, schlank und mit silbernen Schuppen schwimmt da quasi ein Bau dem Betrachter entgegen. Die weichen, organischen Formen stehen im Kontrast zu den scharfen Felsen. Das Gebäude scheint aber trotzdem schön in die Natur eingebettet.

Die einzigartige Umgebung – der See umrahmt von schneebedeckten Bergen – und die Lage auf der Südseite der Halbinsel macht den Ort sehr attraktiv für den Bau von Prestigeobjekten aus den unterschiedlichsten Epochen. Daher wurden hier auch eine mittelalterliche Kirche sowie das Erholungsheim der Armenischen Schriftstellervereinigung errichtet. Der sowjetische Architekt Geworg Kotschar war beauftragt worden, den Speisesaal zu entwerfen, der in den Jahren zwischen 1965 und 1969 erbaut wurde. Damit war er so erfolgreich, daß sein Bauwerk heute als eines der besten Beispiele für die sowjetische Moderne gilt.

»Es war die Idee, die Konstruktion wie einen Raubfisch aussehen zu lassen – mit Kiefern zum Beißen bereit,« erklärt der Vizepräsident des Erholungsheims, Edik Arutjunjan, und lädt die Besucher in den Bauch dieses baulichen Kunstwerks ein. Drinnen ist es ein bißchen unordentlich. Ein Paar Handwerker sind mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt. »Wir machen uns für die neue Saison bereit«, sagt Arutjunjan.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2014/02-01/004.php

SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV

SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV
SPFA, eine NGO wurde im April 1990 von dem französisch-armenischen Pastor Samuel Sahagian, Paris, gegründet. Der Gegenstand der Organisation SPFA ist die Pflege der französischen und der deutschen Sprache. Der Deutschklub wurde dank Pfarrer Volkmar Jung in Eriwan im Oktober 1999, dank Pfarrer Volkmar Jung aus Deutschland, in Eriwan gegründet.