Unsere Projekte in Ivanyan, Karabakh

Das Dorf Ivanian

Die Republik Karabakh

Die Republik Berg-Karabakh ist ein Staat im Südkaukasus, der nach internationalem Recht nicht anerkannt ist, aber de facto existiert, und zwar mit allen Strukturen und Eigenschaften eines Staates. Die Republik wählt einen Präsidenten in allgemeiner und direkter Wahl, verfügt über ein Parlament, eine Polizei, eine Armee und Ministerien. Die letzten Wahlen haben gezeigt, dass der Staat über eine bessere Stabilität verfügt als manche anderen Staaten, die international anerkannt sind.

Das gebirgige Gelände Karabakhs grenzt an Aserbaidschan. Diese Grenze ist geschlossen und militarisiert. Karabakh wird mit Armenien ausschließlich durch den Korridor von Latchin verbunden. Die Bevölkerung beträgt 145 000 Einwohner, von denen 45 000 in der Hauptstadt Stepanakert wohnen.

Der Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien von 1988 bis 1994 hat weit zurückreichende historische Ursachen, welche die die gegenwärtige Situation und die Friedensverhandlungen belasten, welche seit Jahren von der „Gruppe Minsk“ geführt werden, zu der Russland, die USA und Frankreich gehören.

Der Zusammenbruch der Sowjet-Union hat eine alte Forderung des mehrheitlich armenisch besiedelten Karabakh neu belebt, nämlich die der Unabhängigkeit und für einige die des Anschlusses an Armenien. Seit der Entscheidung Stalins in den 1920er Jahren, die Verwaltung Karabakhs der Sozialistischen Sowjetrepublik Aserbaidschan zu überlassen, auf Kosten eines Statuts der Autonomie, haben die Streitigkeiten und Konflikte wegen eines Karabakh-Statuts niemals aufgehört.

Berg-Karabakh erklärte seine Unabhängigkeit im April 1992, was eine Phase des bewaffneten Konflikts mit sich brachte, der zwischen 15 000 und 25 000 Tote forderte, 50000 Verwundete und etwa eine Million Flüchtlinge. 1994 wurde ein Waffenstillstand unter der Führung der OSZE unterzeichnet. Seither ist die Situation „eingefroren“, die Feindseligkeiten wurden nicht wieder aufgenommen, aber es gibt keinen entscheidenden diplomatischen Fortschritt.

Trotz der historischen Kontroversen und der politischen Spannungen geht das Leben in Karabakh seinen Gang, das ab jetzt ausschließlich an Armenien und das armenische Volk gebunden ist. Die Insellage Berg-Karabakhs, der Mangel an entwickelten Infrastrukturen und die gebirgige Topographie gestalten den Wiederaufbau in besonderer Weise schwierig.

Das Dorf Ivanian

Das Dorf Ivanian (Khodjalou) liegt in der Nähe des Zusammenflusses der Flüsse Karkar und Badara. Das Dorf ist eines der ältesten armenischen in der Region. Bei archäologischen Ausgrabungen hat man Münzen aus der Zeit Tigrans des Großen (140 – 55 v. Chr.) gefunden, dazu Gegenstände des damaligen alltäglichen Lebens. Da das Dorf in einer ungeschützten Ebene liegt, wurde es mehrmals geplündert und zerstört.

1904 ließen sich 14 Familien aus Berdadzor in dem Dorf Khodjalou nieder, wie es mit einem alten Namen hieß. 1940 lebten in dem Dorf 180 armenische Einwohner. Da das Dorf Khodjalou für die Aserbaidschaner eine wichtige strategische Position hatte, wurden die Armenier aus dem Dorf vertrieben. Auf diese Weise lebten 1960 in der Region dreimal mehr Aserbaidschaner als Armenier. Unter unerträglichen Bedingungen mussten die armenischen Familien das Dorf verlassen. 1988 hatte das Dorf 2600 aserbaidschanische Einwohner, das Dorf wurde eine Stadt.

Während des Krieges zwischen Aserbaidschanern und Armeniern wurde Ivanian am 25. Februar 1992 von den Armeniern befreit. Dadurch wurde die Straßenverbindung zwischen Stepanakert und der Stadt Askeran wieder hergestellt. Das Ziel dieser militärischen Operation war die Aufhebung der Belagerung des einzigen Flughafens der Republik, der sich in der Nähe der Ortschaft Khodjalou befindet. Sodann war ein Ziel die Neutralisierung militärischer Stellungen, von wo aus die Aserbaidschaner die Dörfer vor allem mit Grad-Raketen beschossen und Vernichtungswaffen einsetzten, die durch zahlreiche internationale Abkommen verboten sind.

2001 änderte das Dorf Khodjalou seinen Namen und trägt seither denjenigen des Helden Christaphore Ivanian.

Das Dorf verfügt über das trockene Kontinentalklima einer Bergregion: Warme Sommer, milde Winter. Die mittlere Höhe beträgt 650 Meter.

Die gegenwärtige Bevölkerung beträgt 1230 Einwohner, das sind 292 Familien. Diese Zahl steigt von Jahr zu Jahr.

Es gibt eine Reihe wirtschaftlicher Tätigkeiten im Dorf. Die Leute leben von Landwirtschaft, Viehzucht, von staatlichen Beschäftigungsprogrammen, Handel, sie sind Armee-Angehörige, arbeiten in Fabriken oder sind Saison-Arbeiter.

Das Dorf verfügt über ein Gesundheitszentrum in einem beklagenswerten Zustand. Die Ausstattung ist unzureichend und bedarf einer besonderen zukünftigen Aufmerksamkeit. Vier Krankenschwestern arbeiten dort, eine vollzeitlich, die drei anderen mit Teilzeit. Der Staat gewährt eine symbolische Hilfe für dringend benötigte Medikamente. Die Schwestern sind für die Schulhygiene zuständig. Dazu begeben sie sich regelmäßig in die Schule und kontrollieren die Sauberkeit der Kinder, um Cholera und andere Infektionskrankheiten zu verhindern.

Das geistliche Leben befindet sich in einer Übergangsphase, die strukturlos und ungewiss ist. Nach der sowjetischen Periode der Unterdrückung des Christentums hat die Armenisch-Apostolische Kirche ihren Einfluss verloren, das kirchliche Leben erstirbt, manchmal machen sich Umtriebe von Sekten bemerkbar.

Das kulturelle und künstlerische Leben im Dorf ist tot wegen des Fehlens eines kulturellen Zentrums mit einem Saal. Ein Zimmer im Erdgeschoss eines Gebäudes dient ausschließlich als Büro für den Verantwortlichen. Es gibt keinen Sportklub, keine Kunsthandwerkstatt. Alle Begegnungen laufen über die Schule.

Die wichtigsten wirtschaftlichen Tätigkeiten sind Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht. Die Bienenzucht ist wenig verbreitet. Das Dorf verfügt über 1077 Hektar, 490 ha davon gehören der Armee. 152 ha sind in Privatbesitz, 40 ha sind Gärten in Häusernähe, 130 ha sind (gemeinschaftliches) Weideland, der Rest wird verpachtet.

Die Leute treiben vor allem Gartenbau und Gemüseanbau.

Die Viehzucht ist im Dorf ebenfalls entwickelt, vor allem die Schafzucht. Gegenwärtig zählt das Dorf über 1000 Schafe. Die Familien züchten die Schafe nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf.
Einrichtungen

Das Dorf verfügt gegenwärtig über:

a) eine Sekundarschule mit 196 Schülerinnen und Schülern
b) eine Krankennstation mit vier Krankenschwestern
c) 12 kleine Läden und 3 Frisiersalons
d) 2 Restaurants
e) eine Nudelfabrik außer Betrieb
f) eine Limonadenfabrik
g) einen Mehlhandel
h) einen Asphalt-Hersteller
i) eine Zweigstelle der ”‘Karabakh Telecom”
j) einen Bankomat der Artsakhbank

Die Hauptprobleme des Dorfes

a) Renovierungen bewohnbarer Häuser
b) Renovierungen der Straßen, neue Asphaltbeläge
c) Renovierung des Netzes der Trinkwasserversorgung
d) Bau eines Kindergartens
e) Bau und Ausstattung des Saales eines Kulturzentrums
f) Bau und Ausstattung der Krankenstation
g) Bau des Gemeindeamtes (Bürgermeisteramt)

Heute wird Ivanian von armenischen Flüchtlingsfamilien und Neuangesiedelten bewohnt. Man hat es geschafft, eine Sekundarschule für die Kinder einzurichten.
Die Schule wurde 2006 gebaut. Sie besteht aus einem Gebäude für den Unterricht und einer Turnhalle.
Die Kinder gehen ab 6 Jahren zur Schule, zum Primarunterricht, auf diesen folgt die Sekundarstufe. Heute gibt es 196 Schülerinnen und Schüler. Alle Kinder von 6 bis 14 Jahren erhalten eine obligatorische Ausbildung bis zum 9. Schuljahr. Von 14 – 16 Jahren können die Kinder ihre Ausbildung bis zum 11. Schuljahr fortsetzen.
Die Schule verfügt über ein Gelände von 0,5 ha. Auf dem Schulhof können die Kinder Fußball oder Basketball spielen. Im Schulgarten pflanzen sie Bäume oder säen Blumen.
Das Schulpersonal
Es gibt 32 Lehrerinnen und Lehrer. Tatsächlich erlaubt die staatliche Gesetzgebung diese Anzahl von Lehrpersonen für 12 Klassen, trotz der geringen Schülerzahl. Die Schule beschäftigt weiterhin 10 Personen, darunter den Direktor, die stellvertretenden Direktoren, einen Betreuer (animateur), einen Aufseher, zwei Hausmeister, 2 Reinigungskräfte. (Anmerkung des Übersetzers: Es handelt sich um eine Beschäftigungsstrategie des Staates zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Die Gehälter und Löhne sind mehr als gering.)
Projekt für Bienenzucht und Ausstattung einer Schulwerkstatt zur Herstellung von Bienenstöcken
Obwohl die Wasserversorgung der Schule eine Aufgebe des Staates ist, fehlt es an einer dringend wichtigen funktionierenden Versorgung, um unwürdige Zustände zu beheben.
Der Schule fehlt es vor allem an:
  • Versorgung mit Trinkwasser
  • Ausstattung eines Raums für Informatik
  • Ausstattung mit Sportgeräten
  • Werkstatt für handerkliche Arbeit
Im Lehrplan sind Stunden für handwerkliche Arbeit vorgesehen. Da es aber keinerlei Maschinen und Werkszeug gibt, wird der Unterricht nur theoretisch abgehalten. Es gibt keinerlei handwerklichen Unterricht an der Schule.
Das Projekt verfolgt zwei Ziele: Mit dem Bau von Bienenstöcken und dem Verkauf von Honig soll die Schule zum einen eine Einnahmequelle erhalten. Zum anderen sollen die Schüler(innen) das Handwerk der Imkerei erlernen.
Da die Kinder bisher keine Kenntnisse der Bienenzucht haben, können sie bei diesem Projekt praktisch mit dem Lehrer arbeitend lernen, der ein erfahrener Imker ist. Sie können auf diese Weise ein kleines Handwerk erlernen.
Das Überlassen von Bienenstöcken und die Ausstattung der Schulwerkstatt wird es der Schule ermöglichen, ihre nötigen tagtäglichen Ausgaben zu bezahlen und die Imkerei zu steigern.
Für Honig besteht ein guter Absatzmarkt auf dem Markt von Stepanakert, bei traditionellen Abnehmern aus früherer Zeit und bei Touristen.
Finanzbedarf:
Kauf und Transport von 10 Bienenstöcken: 420 000 drams/ 800 € (Der Eurokurs hat sich inzwischen verschlechtert!)
Ausstattung der Werkstatt : 700 000 drams / 1330 €





Das Dorf Ivanyan und seine Schule

aus dem Französischen übersetzt und bearbeitet von V. Jung

SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV

SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV
SPFA, eine NGO wurde im April 1990 von dem französisch-armenischen Pastor Samuel Sahagian, Paris, gegründet. Der Gegenstand der Organisation SPFA ist die Pflege der französischen und der deutschen Sprache. Der Deutschklub wurde dank Pfarrer Volkmar Jung in Eriwan im Oktober 1999, dank Pfarrer Volkmar Jung aus Deutschland, in Eriwan gegründet.