Mittwoch, 11. Juni 2014

Hanseblick - Jerewan

"Anfrage an den Sender Jerewan: Stimmt es, dass der Kapitalismus am Abgrund steht? Antwort: Im Prinzip ja, aber wir sind bereits einen Schritt weiter!" Nach diesem Frage-Antwort-Schema funktionierten einst politische Witzeleien. Wo liegt eigentlich Jerewan und wie sieht es dort heute aus? Gab es diesen berühmten Sender tatsächlich? Fragen, auf die Moderator Jan Hendrik Becker in Armenien Antworten sucht. Und das ist nicht einfach. Alle Straßen, Plätze, Fahrpläne sind in armenischer Schrift und die kann er nicht lesen.


Der armenischen Mentalität auf der Spur

Der Hanseblick in einer der ältesten christlichen Städte der Welt. Jan ist dabei, wie die Reliquien der Armenier, die ältesten Schriftrollen, restauriert werden. Er findet heraus, warum man den Armeniern nachsagt, sie seien ausgesprochen klug. Und natürlich sucht er die Spuren des Senders Jerewan - oder war der gar eine Erfindung der DDR-Witzeerzähler? Armenien - ein kleines Land am Rande des Südkaukasus mit berühmten Landeskindern: Charles Aznavour, Cher, Aram Chatschaturjan, Artur Abraham, Andre Agassi, Garri Kasparow. Es wird höchste Zeit, dass der Hanseblick die Armenier und ihre Hauptstadt kennen lernt.


Unbekanntes Armenien
Sonntag, 22. Juni 2014, 18:00 bis 18:45 Uhr 
Montag, 23. Juni 2014, 01:50 bis 02:35 Uhr 

auf NDR




Montag, 2. Juni 2014

Als Freiwillige in Armenien

Sie brachte Schülern Deutsch bei und engagierte sich im Umweltschutz. Ein Jahr lang arbeitete die Heidelberger StudentinMalvina Lischka als Freiwillige in Armenien.



Ein Jahr lang engagierte sich Malvina Lischka als Freiwillige im Rahmen von „kulturweit“, dem Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes in Kooperation mit der UNESCO, in Armenien. Kulturweit arbeitet mit verschiedenen deutschen Organisationen zusammen, Schwerpunkt der Arbeit ist die deutsche Sprache und Kultur. Sie selbst arbeitete in Gyumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens, an einer Schule, an der Deutsch unterrichtet wird. 

„Die Stadt wurde 1988 von einem schweren Erdbeben heimgesucht bei welchem tausende von Menschen ihr Leben ließen und große Teile der Stadt zerstört wurden“, berichtet Malvina. War Gyumri zur Zeit der Sowjetunion noch das industrielle Zentrum Armeniens, spielt es heute kaum noch eine Rolle. Das Stadtbild ist heute noch geprägt von Ruinen und Menschen, welche seit mehr als zwanzig Jahren in Metall-Containern leben. „Die Wasserversorgung ist oft schwierig, sodass in den meisten Haushalten nur morgens und abends eine Wasserversorgung von ungefähr zwei Stunden gewährleistet ist“, sagt Malvin. Ein kulturelles Leben ist kaum vorhanden, die Arbeitslosigkeit ist hoch und viele Menschen leben von Geldüberweisungen aus dem Ausland, vorwiegend Russland. „Die Menschen wiederum sind sehr herzlich und man wird oft mit neugierigen Blicken gemustert, da Ausländer, in meinem Fall eine junge, blonde Frau, eher zur Seltenheit gehören. Ich besuchte in der Zeit in Gyumri privaten Russischunterricht, da die Sprache bis heute von fast allen Armeniern sehr gut beherrscht wird.“


Da sie keine ausgebildete Lehrkraft ist, war Malvina nicht für den Unterricht zuständig, sondern für Projekte am Nachmittag. Sie organisierte eine Deutsch-AG und verbrachte die Nachmittage mit den Schülern. „Ich verwirklichte verschiedene Projekte in meinem ersten halben Jahr in Gyumri - mit der Schule organisierte ich mit Hilfe des Bürgermeisters eine Baumpflanzaktion in der Innenstadt und eine Müllsammlung, da die Verschmutzung durch weggeworfene Abfälle im Kaukasus sehr hoch ist“, erinnert sie sich.

In der zweiten Hälfte ihres Aufenthaltes lebte sie in der Hauptstadt Eriwan, arbeitete im Sprachlernzentrum, erledigte dort verschiedene Bürotätigkeiten und half der Leitung bei Projekten.

Viel Zeit verbrachte sie aber mit Reisen und beteiligte sich z.B. an einem Projekt im kurdischen Teil des Irak, in dem sie mit syrisch-kurdischen Flüchtlingskindern in Duhok arbeitete. Die Reise von Armenien über Georgien, die Türkei und den Irak unternahm ich per Anhalter. „Des Weiteren nahm ich an der georgisch-abchasischen Sommerschule in Georgien, Zugdidi, teil und reiste privat für drei Wochen in den Iran.“


Auch künftig wird sie sich mit der Region beschäftigen. „Bis heute hat mich mein Aufenthalt geprägt und auch in meinem politikwissenschaftlichen Studium konzentriere ich mich auf diese Region. Meine Abschlussarbeit werde ich über regionale Konflikte im Südkaukasus schreiben“, erklärt Malvina.




Mittwoch, 28. Mai 2014

„Armenien war der Hammer“

Gymnasiastinnen des BGD besuchten im Rahmen eines Schüleraustausches ihre Partnerschule in Gyumri.


Dornbirn. „Wir haben so viel Neues gesehen und auch persönlich so viel erlebt – viel mehr als ich mir erwartet hatte, das war einfach der Hammer”, schwärmt Hannah, eine von sechs Gymnasiastinnen des BG Dornbirn, die vor kurzem von einer erlebnisreichen Woche in Armenien zurückgekehrt sind. Beeindruckt hat die Oberstufenschülerinnen vor allem die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit, die sie in den Gastfamilien erleben durften. „Armenien ist ein armes Land und obwohl die Menschen nichts haben, geben sie alles”, betont Angelika Schmölz, UNESCO-Beauftragte des BGD.

Regelmäßiger Austausch
Es war nicht das erste Mal, dass eine Delegation aus Dornbirn nach Armenien reiste. Seit 2009 besteht die internationale Schulpartnerschaft zwischen dem BG Dornbirn und dem Gymnasium Nummer 3 in Gyumri. Im Rahmen dieses UNESCO-Projektes finden neben der regelmäßigen Kontaktpflege jährliche, wechselseitige Besuche statt. Nachdem letztes Jahr eine Gruppe armenischer Schüler in Vorarlberg war, stand heuer der Gegenbesuch der Dornbirner an. Die Schülerinnen nutzten die Chance für den Blick in eine andere, fremde Welt und erlebten eine Woche voller Eindrücke, Begegnungen, Widersprüche und neuen Freundschaften. „Alle waren so freundlich, das war Wahnsinn. Andererseits wurden wir auch mit der Armut und den krassen Gegensätzen zwischen der Hauptstadt und dem restlichen Land konfrontiert”, erzählt Anna. Bei Ausflügen in die Natur, kulturellen Exkursionen und Besuchen in sozialen Einrichtungen lernten die Vorarlbergerinnen Land und Leute intensiv kennen und schätzen.

Mehr unter>  http://www.vol.at/armenien-war-der-hammer/3976113 

Montag, 26. Mai 2014

90 und kein bißchen leise

In Armenien wird Charles Aznavour fast schon wie ein Heiliger verehrt. Sogar ein Kulturhaus mit Museum wurde in der Hauptstadt Eriwan nach ihm benannt. An der Einweihung nahm damals auch Nicolas Sarkozy teil, Frankreichs Ex-Präsident. Denn Aznavour ist Franzose und Armenier. Seinen 90. Geburtstag am 22. Mai feiert der Chansonnier und Schauspieler jedoch in Berlin mit einem großen Konzert. Aznavour hat in seiner über 70-jährigen Karriere mehr als 700 Chansons komponiert, noch mehr selbst interpretiert und in rund 70 Filmen mitgewirkt. „Die Legende kehrt zurück“ heißt das Motto seines Konzerts trefflich.

Dass er an seinem Geburtstag auf der Bühne steht, stört ihn wenig. Arbeit ist sein Leben und hält ihn jung. „Wer sich langweilt, altert schneller. Wer neugierig bleibt, sich weiterentwickelt, einer Beschäftigung nachgeht, die er liebt, das können Gärtnern, Kinderhüten oder Ins-Museum gehen sein, der wird nicht vergreisen“, sagte der Musiker in einem Interview .
Mehr unter>  http://www.wort.lu/de/panorama/charles-aznavour-90-und-kein-bisschen-leise-5375e363b9b398870802627e

Sonntag, 2. Februar 2014

Mit neuen Augen

Sowjetische Architektur aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird in diesen Jahren neu bewertet. Eines der schönsten Beispiele befindet sich am Sewansee in Armenien

Von Stefan Kehrberg und Jens Malling
Mehrere Jahrzehnte Kalter-Krieg-Stimmung und der darauf folgende marktwirtschaftliche Siegesrausch trugen im Westen lange dazu bei, Vorurteile und Stereotype über die sowjetische Architektur zu festigen. Gängige Klischees waren »langweilig«, »eintönig« und »grau«. Lange bestand keine Interesse, sich damit zu beschäftigen. Reiseführer beschreiben diese Gebäude aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert immer noch als etwas, das den Touristen das Sichtfeld verdirbt, bevor sie das richtig Interessante erreichen, wie zum Beispiel uralte Kirchen und goldene Turmspitzen.

Gerade ein Kloster ist auch der Grund, warum die meisten Touristen den Sewansee – 60 Kilometer außerhalb von Armeniens Hauptstadt Jerewan – besuchen. Es heißt Sewanawank, wurde im Jahre 874 gebaut und thront hoch über dem Wasserspiegel auf einer Felsenhalbinsel. Aber nur ein wenig weiter unten auf einer Klippe wird eine völlig andere Struktur sichtbar. Länglich, schlank und mit silbernen Schuppen schwimmt da quasi ein Bau dem Betrachter entgegen. Die weichen, organischen Formen stehen im Kontrast zu den scharfen Felsen. Das Gebäude scheint aber trotzdem schön in die Natur eingebettet.

Die einzigartige Umgebung – der See umrahmt von schneebedeckten Bergen – und die Lage auf der Südseite der Halbinsel macht den Ort sehr attraktiv für den Bau von Prestigeobjekten aus den unterschiedlichsten Epochen. Daher wurden hier auch eine mittelalterliche Kirche sowie das Erholungsheim der Armenischen Schriftstellervereinigung errichtet. Der sowjetische Architekt Geworg Kotschar war beauftragt worden, den Speisesaal zu entwerfen, der in den Jahren zwischen 1965 und 1969 erbaut wurde. Damit war er so erfolgreich, daß sein Bauwerk heute als eines der besten Beispiele für die sowjetische Moderne gilt.

»Es war die Idee, die Konstruktion wie einen Raubfisch aussehen zu lassen – mit Kiefern zum Beißen bereit,« erklärt der Vizepräsident des Erholungsheims, Edik Arutjunjan, und lädt die Besucher in den Bauch dieses baulichen Kunstwerks ein. Drinnen ist es ein bißchen unordentlich. Ein Paar Handwerker sind mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt. »Wir machen uns für die neue Saison bereit«, sagt Arutjunjan.
Quelle: http://www.jungewelt.de/2014/02-01/004.php

Montag, 20. Januar 2014

Eine in Armenien fast ausgestorbene Rasse vermehrte sich in Brandenburg massenhaft

Brandenburg (pet).  In ihrem Ursprungsland Armenien sind sie mit einem 
registrierten Bestand von 100 Tieren schon fast ausgestorben, in der 
Brandenburger Steinstraße gibt es zu viele von ihnen: Wankatzen, auch 
Wanakatu genannt, die ein kalkweißes Fell mit buschigen kastanienroten 
Ringelschwanz und roten Ohren aufweisen und die mit über 5.000 Jahren wohl 
älteste Katzenart der Welt sind. Die Katzen werden ca. 20 Jahre alt und 
wiegen bis zu 12 kg. Angelika Göbel lebt in Brandenburg und Genthin mit 25 
Wankatzen zusammen, viele davon sind zwischen drei und neun Monaten alt. Die 
Tiere haben sich in letzter Zeit aus drei Elterntieren unkontrolliert 
vermehrt und wachsen jetzt ihrer Besitzerin über den Kopf. Alleine das 
Futter kostet im Monat ca. 800 Euro. Sie will daher einen Großteil der 
Katzen an Liebhaber abgeben. Vor sechs Jahren bekam Göbel durch Zufall eine 
Wankatze und war sofort beeindruckt: "Sie sind anhänglich wie Hunde, hören 
aufs Wort, sind verschmust und sehr liebebedürftig. Und sie mögen Wasser 
über alles: wenn sie einen Teich oder eine Badewanne sehen, springen sie 
hinein und versuchen auch mal Fische zu fangen", berichtet die 
Katzen-Liebhaberin, die betont, vor allem im Sommer bräuchten Wankatzen 
Badegelegenheiten weil sie Temperaturen über 30 Grad nicht ertragen. Zum 
Schwimmen benutzen die Mietzen ihre außergewöhnlich großen Pfoten, die sie 
wie Paddel einsetzen. "Die Wankatze ist sehr sozial. Bei Konflikten in der 
Gruppe vermitteln die ranghöheren Tiere. Bei Gefahr läuft die Katze nicht 
weg, sondern unterstützt ihre Artgenossen", berichtet Göbel.

Mit der armenischen Botschaft ist sie seit Wochen in Kontakt: dort wurde 
signalisiert, dass einige Tiere zur Arterhaltung möglicherweise in ihre 
Ursprungsheimat ausgeflogen werden können. Aber solch eine Reise sei für die 
Katzen ein großer Stress und wer wisse schon in welche Hände sie landen? 
meint die Tierliebhaberin, die lieber Brandenburger finden würde, die ihre 
Kätzchen in Obhut nehmen. 

Quelle> http://www.preussenspiegel-online.de/index.php?id=779&doc=22600

Montag, 16. Dezember 2013

Land der Kreuzsteine

Nicole Quint

Armenien ist mehr als nur Kathedralen, Radio-Eriwan-Witze und Noahs Pudding. Besuch in einem unbekannten Land – und beim Katholikos, Oberhaupt der Kirche
Hier landen Hoffnungen und Wünsche im Taubenschlag. Nur 1000 Dram, umgerechnet zwei Euro, kostet es, damit ein Käfig geöffnet, ein schneeweißes Täubchen gegriffen und in die Hände von Brautpaaren, Schulkindern oder Touristen gelegt wird, auf dass sie ihre Träume mit dem Vogel fliegen lassen. Eine Bitte erfüllt sich auf diesem Weg garantiert, bedankt sich der Taubenbesitzer mit goldzahnblitzendem Lächeln für das gute Geschäft. Im Hauptberuf sind sie Souvenir- oder Ticketverkäufer, stehen mit ihrem Nebenerwerb aber in der ehrenvollen Nachfolge eines biblischen Stammvaters. Noah soll der Erste gewesen sein, der in dieser Gegend eine Taube auf die Reise schickte. Mit seiner Arche während der Sintflut auf dem Gipfel des Ararat gestrandet, entsandte er eine Taube als Kundschafter. Als diese nicht mehr zu ihm zurückkehrte, schaute Noah selbst nach und rief "Yerevats" – "Ich sehe Land". Auf ebenjenem Stück Erde soll die Stadt Eriwan, auch Jerevan genannt, errichtet worden sein.
Eriwan – das ist für viele auch nur ein Name wie Mongrovia oder Holzkirchen – bloße Punkte auf der Landkarte, zu denen es in unseren Köpfen keine Bilder gibt, sondern höchstens Witze – wie die Scherze von Radio Eriwan über Parteiführung, Korruption oder Mangelwirtschaft in sozialistischen Zeiten. Frage an Radio Eriwan: "Was ist eine Sprotte?" Antwort: "Ein Wal, der im Kommunismus angekommen ist."
Heute wünschten sich nicht wenige Armenier die Sprotten zurück. Die alten Zeiten waren nicht gut, in ihrer Erinnerung aber allemal besser als die Gegenwart mit einem Durchschnittslohn von umgerechnet 250 Euro im Monat. Ihr Land steckt im Transit fest – aufgebrochen, aber längst nicht angekommen. 1991 trat Armenien aus der Sowjetunion aus und in den Kapitalismus ein. Noch hustet der Sozialismus über Eriwans Plätze und breit angelegte Boulevards, noch hockt er mit Alten und Arbeitslosen vor den Hauseingängen der Plattenbauten und klebt nostalgisch an "Mutter Armenien", einer Statue im klotzigen Ostblockformat. Neben den Requisiten der Sowjetzeit gibt es aber auch Nobelhotels, Bars und Boutiquen an der Abovjan, Eriwans Haupteinkaufsstraße.

Wer spüren möchte, was Armenien zu verlieren hat, muss weg von Eriwans Allerwelt-Bars und dem Einheitssortiment seiner Supermarktketten, weg von kulturellen Prestigeprojekten und den Protzbauten der Oligarchen, dahin, wo Armenien unverwechselbar ist, aufs Land und in die Dörfer. Über löchrige Straßen fährt man zu den Basaltstelen der Azat-Schlucht oder den bewaldeten Berghängen des Nordens, vorbei an jesidischen Schafhirten und Buswracks am Straßenrand. Und überall stehen sogenannte "Chatsch'khare": Das sind prachtvolle Kreuzsteine, eingemeißelt in bunte Tuff-, Basalt- und Sandsteinblöcke. Klein, unscheinbar und halb zerfallen manche, andere ehrfurchtsvoll groß, mit Mustern so fein, als wären sie nicht gemeißelt, sondern geklöppelt. Mehrere Tausend dieser steinernen Symbole des Christentums gibt es in Armenien. Die ältesten halten sich seit dem 5. Jahrhundert aufrecht, und alle sind so verschieden wie die Künstler, die sie einst schufen. Von einem der Kreuzsteine lacht Jesus mit langen geflochtenen Zöpfen und Schlitzaugen. Der Steinmetz mag gehofft haben, dass das mongolische Aussehen des Gottessohns einfallende Horden aus Asien davon abhält, seine Arbeit zu zerstören. Hat geklappt, den Stein gibt es noch.
In der Nähe dieses Kreuzsteins steht eine alte Frau im lila Kittel und hält ihren Enkel an der Hand. Das Kind presst ein Comic-Heft wie ein Schild vor die Brust. Die Verschlossenheit der Armenier ist ein nationales Erbe, ihre misstrauische Haltung verkörperte Geschichte. Jeghern, Aghetigoti und Asatamartik – Völkermord, Katastrophengebiet und Befreiungskämpfer, hinter diesen drei Begriffen steht der Genozid von 1915 an 1,5 Millionen Armeniern, das schwere Erdbeben von 1988 und der Kampf mit Aserbaidschan um das armenisch besiedelte Berg-Karabach.
Als hätten sie geahnt, dass die Geschichte ihnen einen festen Glauben abverlangen würde, führten die Armenier im Jahr 301 n. Chr. ihren Glauben als Staatsreligion ein. Weil dem armenischen Volk das Christentum von den Aposteln gebracht wurde, nennt sich die armenische Kirche "apolostisch". Damit wurden die Armenier zum ältesten Christenvolk der Welt. Gerade Italiener besuchen das Land auch deshalb so gern, um sich in Edschmiatsin den Sitz des Katholikos anzuschauen, des Oberhaupts der armenischen Kirche. Die Kathedrale wird als der älteste christliche Ort Armeniens verehrt.

Mit alttestamentlichem Gesicht unter schwarzer Kapuze spendet der Katholikos den Segen, vollkommen ungerührt von einem Crescendo aus Kameraklicken, mit dem seine Gläubigen ihn hochauflösend verpixeln. Armenier achten Autoritäten, aber sie zeigen sich nicht als sündige Selbstbeschuldigte, die bußbereit auf Knien rutschen oder sich auf den Boden werfen. Erst wird vor dem Altar gebetet, dann geschwatzt. "Gott darf ruhig alles hören, wir sind mit ihm per Du", sagt eine Reiseleiterin und überlässt es ihrer Gruppe zu überlegen, von wem Gott sich wohl siezen lässt.
Viele Wochen könnte man durch Armenien reisen und würde doch immer wieder neue Kirchen, Klöster und Kreuzsteine entdecken, ein endloser Refrain des Glaubens. Nach Jahrzehnten der Unterdrückung sehen Armenier Kultur und Identität ihres Volkes in ihren religiösen Bräuchen gestärkt, und das größte religiöse Ereignis im Jahr ist das Weihnachtsfest. Schon die Vorweihnachtszeit ist in Armenien doppelt so lang wie die Adventszeit. "Hisnag" (übersetzt: fünfzig) wird die 50-Tage-Zeit auch genannt. Sie endet am 6. Januar. Bis ins 5. Jahrhundert hinein feierten alle Kirchen Weihnachten an diesem Tag, Armenier führen diesen Brauch fort.
Zu den traditionellen Festtagsspeisen gehört Anuschabur, ein Dessert, das auch Noahs Pudding genannt wird. Die dazugehörige Legende geht so: Nachdem Noah mit der Arche auf dem Berg Ararat gestrandet und die Sintflut vorüber war, wollte er ein Festmahl zubereiten. Viele Vorräte waren ihm nicht geblieben, und so nahm er getrocknetes Obst, Weizen, Hülsenfrüchte und Zucker. In Erinnerung an Noahs Improvisationstalent servieren armenischen Christen die Süßspeise zum weihnachtlichen Festessen. Es ist der kulinarische Teil einer Tradition, die seit Armeniens Unabhängigkeit von Jahr zu Jahr bedeutender wird. Religion verspricht dem ältesten Christenvolk der Welt ein Gegengewicht gegen Kapitalismus und Korruption.
"Wir sind ein kleines Volk, aber wir haben eine eigene Sprache und unsere Religion", sagte der Taubenzüchter. Es ist die immer gleiche Beschwörungsformel, die den Armeniern Zuversicht gibt. Auch der Mann, der Plüschpferde vermietet, auf denen Kinder über den Opernplatz hopsen, preist den Glauben, aber auf seine Weise – er erzählt Witze. "Frage an Radio Eriwan: ,Kann man als guter Kommunist auch ein guter Christ sein?' Antwort: ,Im Prinzip ja, aber warum wollen Sie sich das Leben doppelt schwer machen?' – Dieses Problem hat sich ja nun erledigt." Er lacht und hebt ein Mädchen auf eines seiner Pferde. Aus einer Karaoke-Bar gegenüber dem Opernhaus plärrt der alte "Wham"-Hit "Last Christmas", und eine Schar Tauben flattert über den Platz. Mit ihren ausgebreiteten Flügeln haben sie die Form kleiner Kreuze.


Sonntag, 3. November 2013

Henrikh Mkhitaryan - spielintelligent, dribbel und abschlussstark...

Geschwindigkeit und Präzision gleich Effizienz !


Höhe Ansprüche an sich selbst, auf dem Fussballplatz, an das Leben. Als sein Vater starb, war er erst sieben. Henrikh Mkhitaryan hat früh unerwarteten Verlust erleben müssen. Seiner Vorbildfunktion, damit seiner Verantwortung, ist er sich bewusst. Er spricht fünf Sprachen fließend: Armenisch, Englisch, Französisch, Russisch und die Sprache des Fußballs!

 „Man sollte immer dazulernen wollen. Wenn man aufhört zu 
lernen, hört man auf zu leben.“ Henrikh Mkhitaryan



mehr unter:
http://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article121482001/Klopp-Ein-grosser-Trainer-und-ein-grosser-Mensch.html

http://www.bvb.de/?%81%9D%5C%1B%E7%F4%9D*l%E5%82%95

Reportage ZDF:
http://www.youtube.com/watch?v=_uXc_gqA1a4


Sonntag, 28. Oktober 2012

Ungewöhnliche Völkerverständigung: Die türkisch-armenische Käsediplomatie

Die türkisch- armenische Beziehung ist, trotz erster diplomatischer Schritte, miserabel. Ein erfolgreiches türkisch-armenisches Joint Venture in der Käseproduktion zeigt, wie Völkerverständigung jenseits der Politik funktioniert.

Die türkische Stadt Kars und die armenische Stadt Gyumri liegen weniger als 70 Kilometer auseinander. Zwischen beiden Städten liegt nicht nur eine Grenze, die seit mehr als zwanzig Jahren geschlossen ist, sondern auch eine gescheiterte, politische Verständigung. Doch es gibt Brücken darüber, berichtet die New York Times, beispielsweise aus Käse. Die Käseproduzenten beider Städte und einer aus der georgischen Stadt Ninotsminda produzieren und vermarkten zusammen erfolgreich „Kaukasischen Käse“.


Sonntag, 7. Oktober 2012

Geschichte der armenischen Migration nach Deutschland


Biografischer Roman von Penyamin Ehmalian

Durch die Finsternis


Nie zuvor wurde sie erzählt: die Geschichte der armenischen Migration nach Deutschland. Zum ersten Mal erzählt sie Penyamin Ehmalian als fesselnden Roman, der sowohl eine minutiös-dichte und naiv-rührende Liebes- als auch armenisch-deutsch-türkische Zeitgeschichte ist.  Aris ist der Held dieser autobiografischen Erzählung. Als Gastarbeiterkind kommt er in den 1960er Jahren in ein schwäbisches Bergdorf und muss sich in einer fremden Umgebung behaupten: in der Schule, mit Altergenossen, dann in der Textilfabrik, aber vor allem mit gegensätzlichen Wertvorstellungen. Die Großstadt Istanbul ist für ihn noch ein Sehnsuchtsort.  In den 1960er Jahren existieren dort noch armenische Viertel und bieten einen gewissen sozialen Halt, wo aber in zunehmendem Maße armenische Christen diskriminiert und zur Auswanderung gezwungen werden. Als junger Erwachsener verliebt er sich unglücklich in Jasmina, eine muslimische junge Frau aus Jugoslawien, die als Gastarbeiterin in derselben Textilfirma arbeitet. Anhand dieser Liebesgeschichte werden die Kämpfe geschildert, die für den Helden die „Schule des Lebens“ ausmachen.



SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV

SPFA als Dachorganisation für den Deutschklub DAV
SPFA, eine NGO wurde im April 1990 von dem französisch-armenischen Pastor Samuel Sahagian, Paris, gegründet. Der Gegenstand der Organisation SPFA ist die Pflege der französischen und der deutschen Sprache. Der Deutschklub wurde dank Pfarrer Volkmar Jung in Eriwan im Oktober 1999, dank Pfarrer Volkmar Jung aus Deutschland, in Eriwan gegründet.